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15.3.06

Spitze

Ich frage mich, ob ich mir wegen der Nadel, die gerade in meinen Finger gestochen wurde, Sorgen machen sollte – vermutlich unnötigerweise, der Mann dürfte wissen, was er macht. Auf jeden Fall wurde sie mit Alkohol desinfiziert. Kurze Diskussion über die Symptome, dann bot er als Erklärung an, dass ich vielleicht zuviel arbeite. Auch ein interessanter Ansatz. So oder so - er bringt das Ergebnis vorbei, so bald er es hat. Zum Ablauf des Tests gibt es nicht viel zu sagen: es ist ein seltsames Gefühl, an etwa acht anderen, bereits wartenden Patienten vorbeigereicht zu werden. Ich hatte nur vorsichtig gefragt, ob ich mich hier testen lassen kann und wurde gleich gebeten, Platz zu nehmen.
Inzwischen ist auch das – negative – Ergebnis da, keine Plasmodien zu finden. Falls es jemanden interessiert: Fieber ist anscheinend kein notwendiges Kriterium zur Erkennung von Malaria, genausowenig wie das Einnehmen der Prophylaxe ein Ausschlusskriterium ist, eine Kollegin wurde trotz Malarone krank. Sonstige Merkmale? Müdigkeit, Krankheitsgefühl, Durchfall (insbesondere gelber, Hämoglobinabbau zu Bilirubin?), Erbrechen und eben eventuell wechselndes Fieber.

Vielleicht ist es angebracht, an dieser Stelle einen meiner Protagonisten aus früheren Einträgen nochmals zu erwähnen. Es wäre gelogen, wenn ich behaupten würde, dass ich ihm/ihr nachtrauere – aber mein achtbeiniger Freund/Freundin hat das Zeitliche gesegnet, unter beunruhigenden Umständen. Gestern abend war ich schon etwas angeschlagen, aber als ich von einem abendlichen Ausflug in die Canteena ins Zimmer zurückkehrte und von den Halbschuhen wieder in die Sandalen wechseln wollte, war ich dann doch reichlich irritiert. Ich ziehe die Sandalen an – und plötzlich wird mein kleiner Gast sichtbar. Schlimm genug, dass er neben meinem Bett herumliegt, schließlich trample ich dort frühmorgens meistens barfuß herum. Noch schlimmer, dass der Skorpion bei meinen Schuhen war – ich bin die letzten zwei Wochen sicher mehrmals achtlos („Halbschlaf“) in die Sandalen geschlüpft. Insbesondere gilt das für die vorletzte Nacht, in der ich extrem schlecht geschlafen hatte und nachts zumindest einmal durchs Zimmer marschiert bin, auf der Suche nach meiner Wasserflasche.
Und als letztes Highlight entpuppt sich der Kleine auch noch als tot. Plattgetreten. Dagegen ist im Falle eines giftigen Insekts hier in der Gegend prinzipiell nichts einzuwenden, selbst wenn man ausgeprägte Sympathien für den Naturschutz hegt, aber üblicherweise sollte man das absichtlich machen. Mir behagt die Vorstellung, dass ich unabsichtlich und unbemerkt in Sandalen auf einen Skorpion gestiegen bin – neben meinem Bett – eher weniger. An die anderen beunruhigenden Alternativen, dass er sich beispielsweise unter den Sandalen versteckt hatte und ich ihn beim Anziehen zertreten habe, verschwende ich lieber nicht zu viele Gedanken.
Als Optimist könnte man sagen, dass ich ausgesprochenes Glück habe: andere Biologen haben in mehreren Monaten keinen einzigen Skorpion zu Gesicht bekommen, wogegen ich gleich zwei mal heimgesucht werde. Zumindest kann ich jetzt einem Kollegen einen Wunsch erfüllen, der schon lange einmal einen Skorpion sehen wollte. Der hier ist zwar etwas flacher als normal, aber eigentlich noch recht gut erhalten. Und nachdem er sich auch bei mehrmaligem Anstupsen mit der Luftpumpe und übersiedeln in ein Briefkuvert nicht bewegt hat, gehe ich davon aus, dass er tot ist. Angreifen werde ich ihn trotzdem nicht.

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