open fragments

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21.4.06

1700 EIR? 2700 EIR?

Empfindliche Naturen sollten ihre Nase mit einer Wäschekluppe verzieren, die folgenden Fotos haben bereits einige Tage auf dem Buckel und könnten schon etwas streng riechen. Im zweiten „a taste of“ Beitrag hatte ich angekündigt, einige Fotos von meinem kleinen Kanuausflug in einem Fragment zu verarbeiten. Inzwischen hat es mich bereits ein zweites Mal auf den Fluss verschlagen, dazu kommt der kurze Osterausflug nach Sansibar – es wird also Zeit, die Warteliste systematisch abzuarbeiten. Außerdem ist mir nach den letzten Beiträgen nahegelegt worden, mehr Tierbilder zu präsentieren. Dein Wunsch ist mir Befehl – hier sind sie.
Der Kilombero River überflutet in der Regenzeit die „flood plains“. In den letzten drei Jahren ist das (leider) nicht und heuer zumindest 'noch' nicht passiert. Die in diesem Satz versteckte Botschaft braucht – zumindest bei mir – etwas Hilfe, um wirklich anzukommen. Die ominösen „flood plains“ sind für jemanden, der allenfalls noch eine österreichische Au kennt, nur schwer fassbar. Genaugenommen kann alles, was ich beim letzten Mal fotografiert habe, überflutet werden. Aus der Strasse wird dann eine Art Damm, die Wasserfläche erstreckt sich bis ins Innere Ifakaras: Eine an der schmalsten Stelle fünf Kilometer breite, fast stehende Wasserfläche, die sich an der breitesten Stelle auf rund fünfzig Kilometer ausdehnen kann. Say „Hello“ to the biggest malaria transmission system in the world.
Plötzlich versteht man, warum hier für manche Orte (Fischer am Fluss, vermutlich) plasmodienübertragende Mosquitostiche pro Person und Jahr im vierstelligen Bereich aufgezeichnet wurden. Der Titel des Fragments ist also kein orthographieschwacher Kommentar zu Ostern, sondern bezieht sich auf die „Entomologial Inoculation Rate“. Zum Vergleich: andere Gebiete meidet man bereits bei EIRs im einstelligen Bereich.
Aus dem Ansteigen des Wasserpegels ergeben sich noch andere Unannehmlichkeiten, zum Beispiel schwimmt der Inhalt der, nennen wir sie einmal so, Senkgruben plötzlich in der Gegend herum. Den meisten wird die Vorstellung an sich schon nicht sympathisch sein, in einem Choleragebiet ist so etwas aber zumindest doppelt unangenehm. Das dann auch noch Krokodile bis in das Stadtgebiet schwimmen können, was in Folge auch zu Todesfällen führen kann, macht die Situation auch nicht angenehmer.

Im Moment sind wir davon aber ein gutes Stück weit entfernt – nach der langen Trockenzeit ist der Fluss noch immer auf einem relativ niedrigen Stand. Erreicht man das Ende der Strasse, wird man von einigen selbst für hiesige Verhältnisse ungewöhnlich hohen Bodenwellen auf der Straße darauf hingewiesen, dass eben diese bald endet. Eine Brücke exisitiert nicht, sämtlicher Verkehr wird mittels Fähre abgewickelt, zumindest tagsüber. In der Nähe der Anlegestelle befinden sich fast immer einige Kanus, gegen Bezahlung wird man von den Fischern auf den Fluss mitgenommen. Bevor es flussabwärts losgeht, noch ein Blick auf die gegenüberliegende Anlegestelle:


Mit der Strömung bewegt sich das Kanu fast von selbst, trotzdem bleibt unser Kapitän aufmerksam. Die örtlichen Hippos (Kilomberopferde, sozusagen) sind dafür bekannt, dass sie die Kanus bei zu engem Kontakt umwerfen. Da Schwimmen nicht empfohlen wird, sucht man solche Begegnungen eher zu vermeiden. Auch wenn das langsam treibende Gemüse harmlos ist: mit gewissen anderen Bewohnern ist nicht zu spaßen, so lange sie sich in der Pre-Handtaschen/Gürtel/Schuhform zeigen. Ganz abgesehen von diversen Einzellern und einer eventuell auftauchenden „nyoka“.


Die bräunliche Wasserfarbe auf manchen Bildern lässt auch gleich ein allgegenwärtiges Problem der örtlichen Gegend erkennen, den Verlust fruchtbaren Ackerbodens: „soil erosion“. Jeder Regenguss lässt etwas mehr davon Richtung Ozean wandern. Die örtliche Vogelwelt lässt sich davon wenig beeindrucken, es folgt ohne große Worte eine kleine Gallerie der Tierbilder – eröffnet wird der Reigen von einem seltsamen Vogel (grinsend), über den Kingfisher (?) bis hin zum ominösen Wasserhahn, der sich dann doch als Adler entpuppte. Das Kanga ist jedenfalls reserviert und wird bei Gelegenheit übereicht.








Zum Schluss folgt jetzt auch noch die Hintergrundgeschichte zu dem Foto, dass bisher die umfangreichsten Rückmeldungen ausgelöst hat und inzwischen (vielleicht noch immer) einige Desktops ziert. Und weil es auch mir so gut gefällt, verlinke ich es einfach nochmals.



Wie man auf den ersten Bildern des Eintrages sieht, war anfangs am Himmel in Richtung Osten nichts Auffälliges zu sehen. Gegen Halbzeit der Safari schob sich dann dieser Zwillings-Wolkenkoloss unübersehbar ins Blickfeld, mit eindeutigem Kurs in unsere Richtung. Je näher uns der rechte Zwilling kam, desto beeindruckender wurde der Regenbogen, der sich schließlich sogar verdoppelte.

Kurz bevor uns der Regen dann aber wirklich erreichte, löste sich alles in Wohlgefallen auf, die Wolke verschwand – und vor uns konnte die Sonne ungestört hinter den Horizont fallen. Währendessen tauchten am anderen Ufer dann tatsächlich noch zwei Hippos auf, nach all den anderen kleinen Tieren eine angenehme Überraschung.


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