Honigsemmel
Ich hätte nie gedacht, dass mir manche Dinge noch einmal nützlich sein würden. Drei Jahre meines Lebens bin ich quasi wöchentlich in einer Bäckerei (oder Mühle) gestanden und habe mit Teig herumgepfuscht. Habe gelernt, was BAS und BHM in einem Rezept bedeuten, dass man Hefe, Salz und eben BHM im Prozentbereich mit Weizenmehl vermischt, daraus dann abhängig von der Mehlqualität einen 165-185er Teig produziert, erst langsam mischen, dann schnell kneten. Ein Großteil dieser Informationen ist wie so oft nutzlos, wie auch zu Hause im Supermarkt findet sich nirgendwo ein W480 oder ein W700er Mehl, geschweige denn Angaben zur Kleberqualität oder zur Wasseraufnahmefähigkeit. Extensogramm- oder Farinogrammkurven, mittels derer man die Knetdauer bestimmen könnte, gibt es natürlich auch nicht. Und wenn, würden sie nichts nutzen – ich habe keine Ahnung, wieviel Energie ich mit meinen beiden Händen in den Teig einbringe. Dass ich weder eine Waage noch einen Messbecher habe, spielt hier auch mit hinein. Und wie man die Trockenhefe portionieren muss – tja, Bahnhof.
Auf der Suche nach Inspiration schiebe ich meine Zutaten planlos etwas hin und her, putsche die Hefe mit etwas Zucker und lauwarmen Wasser auf - zumindest für die Molekularbiologen und Hausfrauen/männer nachvollziehbar. Apropos Molbios: kryptische Bezeichnungen aus wenigen Buchstaben gibt es auch anderswo, gesehen?
Als dann alles bereitsteht, rätsle ich noch kurz weiter und besinne mich schlussendlich wieder auf das, was ich gelernt habe – improvisieren. Zutaten kann man nach Gefühl dosieren und Teiglinge auch mit einem Trinkglas ausrollen, wenn kein Rundholz vorhanden ist.
Außerdem zwingt mich der Expansionsdrang der Hefe [sie verlässt gerade das Glas] zum schnellen Handeln. Einige anstrengende Minuten später kann ich dann etwas ansatzweise Teigähnliches von meinen Händen und aus der Schüssel kratzen. Überraschenderweise klappt das Rundwirken auf Anhieb, Sekunden später habe ich einen schönen, halbkugelförmigen Teig vor mir auf der betonierten Arbeitsfläche liegen. Während ich gerade einen kurzen Moment des Stolzes auskoste, den Teig mit einem feuchten Tuch zudecke und ihn dann vorschriftgemäß ruhen lasse, kündigt sich, mit einem leisen Klicken und plötzlich einsetzender Finsternis, das an, was ich gerade überhaupt nicht brauchen kann: ein Stromausfall.
Nach dem Abendessen bin ich etwas schlauer – man sollte zum Zudecken kein Frotteegeschirrtuch verwenden. Außerdem ist immer noch kein Strom da. Und ohne Strom kann ich nicht backen. Vom naheliegenden Gedanken, dass ich die grünen Teiglinge eigentlich einfrieren könnte, muss ich mich einige gedankenlose Minuten später auch verabschieden – ohne Strom geht natürlich auch das Tiefkühlfach nicht. Bei Kerzenschein verarbeite ich mein Rohmaterial vorläufig weiter, habe schließlich sechs sehr ansehnliche „Mohn“flesserl [werden mangels Mohn mit Hirse dekoriert, sind auch kleine, dunkle Körner], vier mäßig attraktive Salzstangerl [sogar mit Kümmel] und sechs erbärmliche Handsemmerl vor mir liegen. Der Gedanke, dass ich noch über vier Kilo Mehl zum Üben verfüge, tröstet mich etwas. Angesichts der noch immer andauernden Energiekrise ist die Zukunft meiner kleinen Experimente vorläufig ungewiss, ich versuche sie trotz allem gut gestaubt im Kühlschrank einzulagern. Vielleicht kommt der Strom im Laufe des Abends ja noch einmal zurück. Hoffentlich. Auch wenn sie es vermutlich nie lesen werden: Danke, Herr Resch!
Nachtrag:
Am nächsten Morgen wird mir klar, dass sich die Hoffnung nicht erfüllt hat. Ein leichter, nicht unangenehmer Geruch nach Hefe und Teig erfüllt inzwischen die Küche. Die drei Mohnflesserl, die im Kühlschrank keinen Platz gefunden haben, sind kräftig aufgegangen und trotz Abdeckung etwas ausgetrocknet, die anderen Teiglinge (ebenfalls deutlich vergrößert) genießen die Restkälte im Kühlschrank, Langzeitführung auf afrikanisch. Es ruft die Arbeit – vielleicht kann ich ja am Abend endlich meine Honigsemmel essen.
Auf der Suche nach Inspiration schiebe ich meine Zutaten planlos etwas hin und her, putsche die Hefe mit etwas Zucker und lauwarmen Wasser auf - zumindest für die Molekularbiologen und Hausfrauen/männer nachvollziehbar. Apropos Molbios: kryptische Bezeichnungen aus wenigen Buchstaben gibt es auch anderswo, gesehen?
Als dann alles bereitsteht, rätsle ich noch kurz weiter und besinne mich schlussendlich wieder auf das, was ich gelernt habe – improvisieren. Zutaten kann man nach Gefühl dosieren und Teiglinge auch mit einem Trinkglas ausrollen, wenn kein Rundholz vorhanden ist.
Außerdem zwingt mich der Expansionsdrang der Hefe [sie verlässt gerade das Glas] zum schnellen Handeln. Einige anstrengende Minuten später kann ich dann etwas ansatzweise Teigähnliches von meinen Händen und aus der Schüssel kratzen. Überraschenderweise klappt das Rundwirken auf Anhieb, Sekunden später habe ich einen schönen, halbkugelförmigen Teig vor mir auf der betonierten Arbeitsfläche liegen. Während ich gerade einen kurzen Moment des Stolzes auskoste, den Teig mit einem feuchten Tuch zudecke und ihn dann vorschriftgemäß ruhen lasse, kündigt sich, mit einem leisen Klicken und plötzlich einsetzender Finsternis, das an, was ich gerade überhaupt nicht brauchen kann: ein Stromausfall.
Nach dem Abendessen bin ich etwas schlauer – man sollte zum Zudecken kein Frotteegeschirrtuch verwenden. Außerdem ist immer noch kein Strom da. Und ohne Strom kann ich nicht backen. Vom naheliegenden Gedanken, dass ich die grünen Teiglinge eigentlich einfrieren könnte, muss ich mich einige gedankenlose Minuten später auch verabschieden – ohne Strom geht natürlich auch das Tiefkühlfach nicht. Bei Kerzenschein verarbeite ich mein Rohmaterial vorläufig weiter, habe schließlich sechs sehr ansehnliche „Mohn“flesserl [werden mangels Mohn mit Hirse dekoriert, sind auch kleine, dunkle Körner], vier mäßig attraktive Salzstangerl [sogar mit Kümmel] und sechs erbärmliche Handsemmerl vor mir liegen. Der Gedanke, dass ich noch über vier Kilo Mehl zum Üben verfüge, tröstet mich etwas. Angesichts der noch immer andauernden Energiekrise ist die Zukunft meiner kleinen Experimente vorläufig ungewiss, ich versuche sie trotz allem gut gestaubt im Kühlschrank einzulagern. Vielleicht kommt der Strom im Laufe des Abends ja noch einmal zurück. Hoffentlich. Auch wenn sie es vermutlich nie lesen werden: Danke, Herr Resch!
Nachtrag:
Am nächsten Morgen wird mir klar, dass sich die Hoffnung nicht erfüllt hat. Ein leichter, nicht unangenehmer Geruch nach Hefe und Teig erfüllt inzwischen die Küche. Die drei Mohnflesserl, die im Kühlschrank keinen Platz gefunden haben, sind kräftig aufgegangen und trotz Abdeckung etwas ausgetrocknet, die anderen Teiglinge (ebenfalls deutlich vergrößert) genießen die Restkälte im Kühlschrank, Langzeitführung auf afrikanisch. Es ruft die Arbeit – vielleicht kann ich ja am Abend endlich meine Honigsemmel essen.
1 Comments:
Ich könnte Dir ein eingeschweißtes Brötchen schicken...
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