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16.8.06

Wild Campen

Landrover sind praktische Fahrzeuge. Mit etwas Geduld und einem Schweißbrenner verwandelt sich das fabriksneue Gefährt in ein persönliches Wildnismobil, möglicherweise lassen sie sich sogar tiefer legen und mit blauen Neonröhren verzieren. In der Praxis fängt man hierzulande mit dem Ersetzen der serienmäßigen, verlustgefährdeten Reserveradhalterung an, schweißt danach einige Löcher in das Dach, verschließt sie wieder mit passenden Deckeln, befestigt eine Gepäckablage und sorgt für zusätzliche Überrollbügel, just in case.
Der weiße Jeep, der uns in Dar abholte, konnte mit all diesen Extras auftrumpfen, als besonderen Bonus gab es sogar zwei Reservereifen - allerdings waren die Dachluken zur Tierbeobachtung nicht ganz wasserdicht, wie wir in einem kurzen Regenguss feststellen mussten. Das Gepäck – Zelte, Griller, Seesäcke, Isomatten, Rucksäcke - verteilte sich über die einzelnen Bänke, das Dach und den überraschend kleinen Miniaturkofferraum. Die anschließende Fahrt aus Dar Richtung Westen hielt dann einige kleine Überraschungen bereit: an der Tankstelle fängt das Auto plötzlich zu schaukeln an ("Tankfüllung maximieren"), unterwegs beladen wir uns langsam mit der notwendigen Verpflegung für einige Tage abseits der wirtschaftlich erschlossenen Pfade, sowie mit zwei weiteren Wasafiri aus Ifakara. An kleinere Eigenheiten unseres Gefährts gewöhnen wir uns mit der Zeit, das Aussteigen von der hinteren Sitzbank aus erfordert jedes mal wieder athletisches Geschick, mit der Zeit finden sich aber brauchbare Lösungen, um die
Problematik einer fehlenden Tür in Kombination mit einem nicht funktionierenden Klappmechanismus beim Sitz zu umgehen: entweder nach vorne über die Lehne rollen und die Vordertür verwenden, oder aber, so das Dach offen ist, oben hinaus klettern und sich über die Reservereifen, einige Haltegriffe oder den Radkasten nach unten lassen. Ein direkter Sprung von oben hat sich nicht bewährt.
Geplant war ursprünglich eine frühe Abfahrt, ein Aufsammeln der anderen beiden Reisenden gegen Mittag – und eine Ankunft im Park am späten Nachmittag. Als die Dämmerung hereinbricht, wird klar, dass es so nicht funktionieren wird. Anstatt also die erste Nacht bereits im Park zu verbringen, irren wir abends beim Versuch, eine bestimmte Lodge zu finden, noch etwas in den Wäldern vor dem Park herum, stehen im nächtlichen Dunkel irgendwann überraschend vor etwas, das irgendwann einmal eine Lodge werden wird, im Moment aber nach Baustelle aussieht. Mit ein paar Minuten Verzögerung leuchten hinter uns Taschenlampen auf, nach längerer Diskussoin wird erklärt, dass die Lodge später im Monat eröffnen wird, dass schon Leute vor uns übernachtet haben, dass die meisten Räume schon fertig sind. Ahja.
Nachdem wir ohnehin auf eine Nacht im Zelt vorbereitet waren, nehmen wir alles gelassen hin, lassen uns überraschen. Die Zimmer entpuppen sich als gemütliche kleine Hütten mit Bad und rosarotem, glänzende Stoff im Überfluss. Dass die Vorhänge (mit Rüschen) die gleiche zuckersüße Farbe haben wie die uns entgegenglänzende Tagesdecke auf dem Bett (auch mit Rüschen) mag noch angehen, aber die Hausschuhe, die gebrauchsfertig vor dem Bett liegen, drücken den Barbiefaktor dann over the top: nochmal der gleiche Stoff. Dafür zahlt man normalerweise 100$?
Am nächsten Morgen zeigt sich der eigentliche Grund für den Preis: durch die Hanglange braucht man nur die Tür des Schlafzimmers zu öffnen, auf die Terasse zu treten und hat freies Blickfeld bis tief in den Nationalpark hinein. Beim Sonnenaufgang liegt die trockene Ebene mit den eingestreuten Baobabs bis zum Horizont ausgebreitet vor jedem, der früh genug aufsteht. Zwanzig Kilometer bis zum Gate? Wir können es kaum erwarten.

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