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16.8.06

Wild, born to be

Ein paar Tage später werden wir zur Sunset Lodge zurückkehren und im Straßenstaub Abdrücke entdecken, von rundlichen Pfoten, ohne Krallen, aber dafür gleich handtellergroß: Löwen, die sich unter den Bäumen rund um die dortige Campsite herumtreiben, direkt neben den Duschen und den Toiletthäuschen. Außerhalb des Parks, wohlgemerkt.
Ebenfalls außerhalb des Parks entdecken wir bei der Anfahrt die ersten Spuren von Elefanten, anfangs nur in brauner Häufchenform, Minuten später als überjeepgroßes, hellgraues Säugetier, das mäßig interessiert an den Bäumen neben der Straße herumrumpft. Den Bäumen scheint das weniger gut zu bekommen, beim Anblick mancher Stämme drängt sich die Vorstellung tonnenschwerer Biber auf im Chlorophyllrausch auf: riesengroße Löcher im Holz, geschälte Rinde bis in mehrere Meter Höhe, vereinzelt sanduhrförmige Stämme. Berichte von Herden aus rund hundert Tieren scheinen plötzlich wieder glaubwürdiger. Während unser Guide sich beim Gate mit den Formalitäten herumschlägt, können wir bereits die ersten Hippos sowie einen Seeadler bewundern, dazu noch ein paar eng mit uns verwandte Exemplare aus der Sapiens-Familie, ebenfalls motorisiert. Nachdem sich der Schlagbaum schließlich gehoben hat ("no rebate for residents"), geht es auf der staubigen Piste im Park weiter, wieder lassen sich die Elefanten nicht lange bitten, diesmal gibt es sogar Nachwuchs zu bestaunen. Und Giraffen und.. und...
Einen kleinen stimmungstechnsichen Rückschlag gibt es bei der Ankunft auf der ersten Campsite: voll belegt, Zelte in allen Farben schillern zwischen den Büschen hervor - wir fahren lieber erst einmal weiter. Die Aussicht und die Frischwasserversorgung mögen hier noch so gut sein, aber mit so vielen Leuten rundherum? Nein, danke.
Ganz anders präsentiert sich der zweite Platz: ein einsames, verwaistes Tunnelzelt duckt sich in den Schatten des größten Baumes, wir stehen erst ratlos herum und schlagen dann ganz ignorant unsere Zelte direkt daneben auf, in der Sonne will niemand von uns liegen. Zum Glück taucht das zum Zelt gehörende Pärchen etwas später auf und bricht die Zelte ab, laut eigener Auskunft war es ohnehin ihr letzter Tag. Plötzlich sind wir ganz alleine - drei Zelte, der Fluss ein paar Meter hinter und unter den Zelten, eine kleine Wasserstelle 100 Meter weit entfernt, einige grüne Inseln rund um die Campsite, ein Plumpsklo, kein Zaun, kein gar nichts. Wildnis, rundherum.
Zu den Game Drives der nächsten Tage gibt es nicht sehr viel zu sagen - in einem fahrenden Jeep zu stehen, den Oberkörper beim Dach hinaus zu strecken und im Fahrtwind die Landschaft zu genießen, ist eigentlich nicht zu beschreiben. Die Tiere, die zwischendurch zu sehen sind: jedes Mal wieder beeindruckend. Von den Giraffen mit den langen Wimpern über die misstrauischen Wasserbüffel, die zahllosen Vögel und Gazellen, von klein und niedlich (Dikdik) bis zu imposant-elegant (Kudu), bis hin zu den gelegentlich auftauchenden Löwen: schwer zu vergessen.
Manche Situationen prägen sich dann aber doch noch nachdrücklicher ins Gedächtnis ein, wie die kleinen Elefantengruppen, die der Mittagshitze im Schatten der Bäume zu entkommen versuchen. Der gleichen brütenden Hitze, die unsereins nicht davon abhält, eine Löwin bei der Jagd zu beobachten. Wie sie sich beim Anschleichen an eine Herde Zebras in Zeitlupe bewegt, einzelne Muskelpakete sich bewegen, die Ohren genau einmal in Richtung Jeep zucken, wenn der Auslöser klickt - und das alles nur wenige Meter neben dem Auto, in Sprungweite, sozusagen. Das seltsame Gefühl, dass dafür sorgt, dass man sich umdreht und plötzlich bemerkt, dass andere Tiere aus dem Löwenrudel inzwischen auch näher gekommen sind, dass von den elf Tieren, die gerade noch hinter den Bäumen gelegen haben, inzwischen drei Tiere ganz in der Nähe herumlungern. Die Zebras sind übrigens davongekommen, falsche Windrichtung.

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