Auf der Suche nach dem Veilchen
Speziell im Norden Tansanias gibt es einige Gebiete, die von deutschen Kolonialambitionen besonders geprägt wurden. Das allein mag kein Grund sein, dorthin zu reisen - aber auch keiner, der dagegen sprechen würde, die dortigen Berge einmal zu besuchen.
Nach einem kurzen Pflichtabstecher nach Dar, einerseits, um meinem Chef nach langen Monaten nochmals zu treffen, andererseits auf Grund der afrikanischen Variante von "alle Wege führen nach Rom", stolperten wir schließlich in einer der unzähligen kleinen Siedlungen aus dem Bus: Mombo.
Während andere Touristen, die vermutlich vom Reiseveranstalter direkt zum Busterminal gebracht und auf kürzestem und günstigstem Weg in Richtung Northern (Safari) Circuit unterwegs sind, uns etwas entgeistert anstarren (hier aussteigen?) und dabei auf den Fensterscheiben Nasenabdrücke hinterlassen, diskutieren wir bereits mit den ersten locals über Daladala-Verbindungen in die Usambara Mountains - und, wie könnte es anders sein, über den Preis von Zambusi.
Etwas später werden wir von einem Kleinbus abgeholt, treffen auf einen UN-Mitarbeiter aus Rwanda, etwa zwanzig weitere Mitfahrer und werden schließlich zügig bergwärts transportiert. Bei den Zwischenstopps füllen auf gewohnte Art und Weise immer mehr Leute das Auto, es passen schließlich immer noch zwei mehr hinein - eine alte afrikanische Weisheit. Eigentlich unnötigerweise versuchen wir, unsere Ruck- und Seesäcke im Auge zu behalten, bei fast jedem Stopp wandern sie in oder aus dem Kofferraum, zur Abwechslung auch auf das Dach. Oder in die außen/hinten hängenden Körbe. Wo auch immer unser Gepäck zwischendurch ist, am Ende kommt es wohlbehalten an.
In Lushoto werden wir auch, wie erwartet, sofort von hilfsbereiten Menschen umringt: zu diesem Hotel, zu jenem Hotel - oder doch zur Tourist Information? Dem Vorschlag im Reiseführer entsprechend entschließen wir uns für letzteres, nutzen den späten Nachmittag noch aus und stehen rätselnd vor dem Tourangebot.
An dieser Stelle sei der Friends of Usambara Mountains Society, welche die Tourist Information betreut, eine ausdrückliche Empfehlung ausgesprochen. Freundliche Leute, hilfsbereit und flexibel: so macht cultural tourism Spass.
Die Entscheidung fällt schließlich auf eine zweitägige Tour in Richtung Norden. Zuerst durch die forest reservation area, Übernachtung in einem convent, dann weiter nach Mtae, zum world view point, nochmals übernachten. Genug Zeit vorausgesetzt, könnte man den ganzen Weg in fünf Tagen zurücklegen, unsere Variante beinhaltet zwei zeitsparende Busfahrten - eigentlich frevelhaft, im Urlaub. Praktischerweise fährt der Bus nach Arusha, den wir ohnehin erwischen müssen, in Mtae ab - unser unhandliches Großgepäck können wir einfach in Lushoto zurücklassen und frühmorgends bei einem Zwischenstopp in den Bus verladen. Wie gewagt dieses organisatorische Glanzstück wirklich war, sollte sich noch zeigen.
Den Irente Viewpoint sowie den jive la mungu müssen wir leider auslassen, am nächsten Morgen wandern wir mit frischer Verpflegung vom Markt rasch in Richtung Magamba Forest, vorbei an eindeutig in mitteleuropäischem Stil erbauten Häusern. Zwei Tage lang wechseln sich landwirtschaftliche Nutzflächen, Dörfer, Baumplantagen, Pfade und Strassen ab, wechseln von einem Tal über grüne Hügelkuppen ins nächste. Die Temperaturen sind selbst nach europäischen Verhältnissen sehr angenehm, die fast 2000 Meter Höhenunterschied gegenüber Ifakara machen sich mehr als deutlich bemerkbar.
Das convent entpuppt sich als kleine Oase, umringt von Blumen-, Obst- und Gemüsegärten, die zahlreichen Stick- und Häkelarbeiten sowie die Einrichtung lassen zumindest mich sofort an Deutschland denken. Die afrikanischen Variante einer Allgäuer Bergidylle (man nehme die Gebäude (stilecht gemauerte Ställe) Tiere (Kühe) & Pflanzen (z.B. Apfelbäume & Kohlfelder) und ersetze die Bewohner durch Afrikaner), die wir etwas früher durchwandert haben, passt auch bestens ins allgemeine Bild. Einzig die sich der Schwerkraft widersetzenden "Tannen"bäume sorgen für anhaltende Verwirrung, siehe Foto. Nach einer anderen Pflanze habe ich den ganzen Tag lang erfolglos Ausschau gehalten, in einem Garten findet sie sich schließlich:
Ich präsentiere: ein Usambara Veilchen, fotografiert in den Usambara Mountains.
Der zweite Wandertag führt uns bei deutlich schlechterem Wetter (und bei schlechterer Gesundheit, soweit es meine Begleitung betrifft) weiter Richtung Mtae. Bergauf, bergab - diesmal durch eine völlig andere Kulturlandschaft: fast nur Monokulturen für die Holzproduktion. Ein kurzer Zwischenstop bei einer womens group, die uns ihre Töpferkünste vorführen und danach die teilweise sehr unterhaltsame Endprodukte zu humanen Preisen anbieten.
Als wir Mtae erreichen, breitet sich Erleichterung aus. Die tiefhängenden Wolken verhindern zwar äußerst hartnäckig die Sicht auf die Ebene einen Kilometer unter uns, die heiße Dusche (Afrika-style, großer Bottich über dem Holzfeuer für Warmwasser) muntert uns aber wieder auf. Während meine Begleitung ihrem Schnupfen und der allgemein angeschlagenen Gesundheit im Bett Gesellschaft leistet, mache ich bei einbrechenderDunkelheit den Ort noch etwas unsicher, verliere mich im Nebel und der allgemeinen worlds end oder auch world ends-Stimmung. Wolkenfetzen, schallschluckender Nebel, Nieselregen, leichter Wind - und ein Abhang, der sich im Nichts verliert. Kaum zu glauben, wie weit es hier abwärts geht.
Unser Bus verlässt Mtae schon zu unchristlichen Zeiten, pünktlich um drei Uhr fängt der Fahrer an zu hupen. Meine Sitznachbarin ist innerhalb von Minuten nicht mehr ansprechbar und verpasst in Folge einige spannende Momente auf afrikanischen Bergstraßen. Vermutlich kein Verlust - auf das Gefühl, das sich einstellt, wenn ein großer Reisebus beim Erklimmen einer Steigung immer langsamer wird, zum Stillstand kommt und dann immer schneller rückwärts bergab rollt (in nachtschwarzer Finsternis), kann man gerne verzichten.
Das Verladen unseres Gepäcks gestaltet sich eher hektisch - zwar ist alles sicher verwahrt worden, allerdings ist das Gitter, hinter dem die Seesäcke lagern, auch für mich und den Guide, Ally, ein unüberwindbares Hindernis. Insbesondere so lange der Schlüssel beim Kollegen ist - und dieser morgens um halb acht noch schläft.
Schlussendlich sind das alles lösbare Probleme, eine Viertelstunde später geht es weiter bergab, in Richtung Arusha.
Nach einem kurzen Pflichtabstecher nach Dar, einerseits, um meinem Chef nach langen Monaten nochmals zu treffen, andererseits auf Grund der afrikanischen Variante von "alle Wege führen nach Rom", stolperten wir schließlich in einer der unzähligen kleinen Siedlungen aus dem Bus: Mombo.
Während andere Touristen, die vermutlich vom Reiseveranstalter direkt zum Busterminal gebracht und auf kürzestem und günstigstem Weg in Richtung Northern (Safari) Circuit unterwegs sind, uns etwas entgeistert anstarren (hier aussteigen?) und dabei auf den Fensterscheiben Nasenabdrücke hinterlassen, diskutieren wir bereits mit den ersten locals über Daladala-Verbindungen in die Usambara Mountains - und, wie könnte es anders sein, über den Preis von Zambusi.
Etwas später werden wir von einem Kleinbus abgeholt, treffen auf einen UN-Mitarbeiter aus Rwanda, etwa zwanzig weitere Mitfahrer und werden schließlich zügig bergwärts transportiert. Bei den Zwischenstopps füllen auf gewohnte Art und Weise immer mehr Leute das Auto, es passen schließlich immer noch zwei mehr hinein - eine alte afrikanische Weisheit. Eigentlich unnötigerweise versuchen wir, unsere Ruck- und Seesäcke im Auge zu behalten, bei fast jedem Stopp wandern sie in oder aus dem Kofferraum, zur Abwechslung auch auf das Dach. Oder in die außen/hinten hängenden Körbe. Wo auch immer unser Gepäck zwischendurch ist, am Ende kommt es wohlbehalten an.
In Lushoto werden wir auch, wie erwartet, sofort von hilfsbereiten Menschen umringt: zu diesem Hotel, zu jenem Hotel - oder doch zur Tourist Information? Dem Vorschlag im Reiseführer entsprechend entschließen wir uns für letzteres, nutzen den späten Nachmittag noch aus und stehen rätselnd vor dem Tourangebot.
An dieser Stelle sei der Friends of Usambara Mountains Society, welche die Tourist Information betreut, eine ausdrückliche Empfehlung ausgesprochen. Freundliche Leute, hilfsbereit und flexibel: so macht cultural tourism Spass.
Die Entscheidung fällt schließlich auf eine zweitägige Tour in Richtung Norden. Zuerst durch die forest reservation area, Übernachtung in einem convent, dann weiter nach Mtae, zum world view point, nochmals übernachten. Genug Zeit vorausgesetzt, könnte man den ganzen Weg in fünf Tagen zurücklegen, unsere Variante beinhaltet zwei zeitsparende Busfahrten - eigentlich frevelhaft, im Urlaub. Praktischerweise fährt der Bus nach Arusha, den wir ohnehin erwischen müssen, in Mtae ab - unser unhandliches Großgepäck können wir einfach in Lushoto zurücklassen und frühmorgends bei einem Zwischenstopp in den Bus verladen. Wie gewagt dieses organisatorische Glanzstück wirklich war, sollte sich noch zeigen.
Den Irente Viewpoint sowie den jive la mungu müssen wir leider auslassen, am nächsten Morgen wandern wir mit frischer Verpflegung vom Markt rasch in Richtung Magamba Forest, vorbei an eindeutig in mitteleuropäischem Stil erbauten Häusern. Zwei Tage lang wechseln sich landwirtschaftliche Nutzflächen, Dörfer, Baumplantagen, Pfade und Strassen ab, wechseln von einem Tal über grüne Hügelkuppen ins nächste. Die Temperaturen sind selbst nach europäischen Verhältnissen sehr angenehm, die fast 2000 Meter Höhenunterschied gegenüber Ifakara machen sich mehr als deutlich bemerkbar.
Das convent entpuppt sich als kleine Oase, umringt von Blumen-, Obst- und Gemüsegärten, die zahlreichen Stick- und Häkelarbeiten sowie die Einrichtung lassen zumindest mich sofort an Deutschland denken. Die afrikanischen Variante einer Allgäuer Bergidylle (man nehme die Gebäude (stilecht gemauerte Ställe) Tiere (Kühe) & Pflanzen (z.B. Apfelbäume & Kohlfelder) und ersetze die Bewohner durch Afrikaner), die wir etwas früher durchwandert haben, passt auch bestens ins allgemeine Bild. Einzig die sich der Schwerkraft widersetzenden "Tannen"bäume sorgen für anhaltende Verwirrung, siehe Foto. Nach einer anderen Pflanze habe ich den ganzen Tag lang erfolglos Ausschau gehalten, in einem Garten findet sie sich schließlich:
Ich präsentiere: ein Usambara Veilchen, fotografiert in den Usambara Mountains.
Der zweite Wandertag führt uns bei deutlich schlechterem Wetter (und bei schlechterer Gesundheit, soweit es meine Begleitung betrifft) weiter Richtung Mtae. Bergauf, bergab - diesmal durch eine völlig andere Kulturlandschaft: fast nur Monokulturen für die Holzproduktion. Ein kurzer Zwischenstop bei einer womens group, die uns ihre Töpferkünste vorführen und danach die teilweise sehr unterhaltsame Endprodukte zu humanen Preisen anbieten.
Als wir Mtae erreichen, breitet sich Erleichterung aus. Die tiefhängenden Wolken verhindern zwar äußerst hartnäckig die Sicht auf die Ebene einen Kilometer unter uns, die heiße Dusche (Afrika-style, großer Bottich über dem Holzfeuer für Warmwasser) muntert uns aber wieder auf. Während meine Begleitung ihrem Schnupfen und der allgemein angeschlagenen Gesundheit im Bett Gesellschaft leistet, mache ich bei einbrechenderDunkelheit den Ort noch etwas unsicher, verliere mich im Nebel und der allgemeinen worlds end oder auch world ends-Stimmung. Wolkenfetzen, schallschluckender Nebel, Nieselregen, leichter Wind - und ein Abhang, der sich im Nichts verliert. Kaum zu glauben, wie weit es hier abwärts geht.
Unser Bus verlässt Mtae schon zu unchristlichen Zeiten, pünktlich um drei Uhr fängt der Fahrer an zu hupen. Meine Sitznachbarin ist innerhalb von Minuten nicht mehr ansprechbar und verpasst in Folge einige spannende Momente auf afrikanischen Bergstraßen. Vermutlich kein Verlust - auf das Gefühl, das sich einstellt, wenn ein großer Reisebus beim Erklimmen einer Steigung immer langsamer wird, zum Stillstand kommt und dann immer schneller rückwärts bergab rollt (in nachtschwarzer Finsternis), kann man gerne verzichten.
Das Verladen unseres Gepäcks gestaltet sich eher hektisch - zwar ist alles sicher verwahrt worden, allerdings ist das Gitter, hinter dem die Seesäcke lagern, auch für mich und den Guide, Ally, ein unüberwindbares Hindernis. Insbesondere so lange der Schlüssel beim Kollegen ist - und dieser morgens um halb acht noch schläft.
Schlussendlich sind das alles lösbare Probleme, eine Viertelstunde später geht es weiter bergab, in Richtung Arusha.
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