Wild, Projekt
Das eigentlich Aufregende an dieser Safari waren für mich nicht die game drives, allen bemerkenswerten Tiersichtungen zum Trotz. Ein Löwe, der plötzlich zwei Meter neben dem Wagen aus seinem Mittagsschlaf aufschreckt, halb aufspringt und sogar den Fahrer dazu bringt, den Wagen schnell auf Distanz zu bringen, hat seinen Reiz, keine Frage. So lange man aber mit einer schnellen Bewegung die Seitenfenster zuschieben und sich hinreichend sicher fühlen kann, bleibt es aber eine distanzierte Erfahrung. Weit weg von der kuscheligen Sicherheit des heimischen Sofas und dem Flimmern des Fernsehers, aber noch immer fühlt man sich als Fremdkörper, versteckt man sich hinter Glas und Metall.
Im Camp ist das anders.
Wie schon geschrieben, hatten wir unsere Zelte in einer kleinen Senke oberhalb des Steilufers zum Great Ruaha River aufgeschlagen, im Schatten eines Baumes. Richtung Osten der Fluss, im Norden freie Sicht flussabwärts, im Süden eine dichte Grüninsel, die die Aussicht flussaufwärts versperrt, sowie im Westen schließlich noch einige Grüninseln in einer staubigen Ebene, in der etwa 100m entfernt und zwei Meter über Zeltniveau eine fast ausgetrocknete Wasserstelle lag.
Westen war also die interessante Richtung, mit dem kleinen Schönheitsfehler, dass man von den Zelten und vom Lagerfeuer aus nicht weit sehen konnte, auf Grund der angesprochenen zwei Meter Höhendifferenz. An den zwei Tagen sollten kurze Wanderungen, manche freiwillig, manche erzwungen (Toiletthäuschen lag ebenfalls bei einer Grüninsel im Westen) immer wieder zu überraschenden Begegnungen mit der örtlichen Fauna sorgen.
Giraffen haben die angenehme Eigenschaft, sich auf Grund ihrer Größe nicht sehr gut verstecken zu können. Wenn man also herumspaziert und plötzlich den Kopf über eine der Buschgruppen ragen sieht, ist man bereits vorgewarnt. Und irgendwie ist es auch niedlich, wenn man von den langbewimperten Augen verfolgt wird. Das ungute Gefühl, wenn sich dann auf die Suche nach einem besseren Aussichtspunkt für ein Foto macht, beim Umrunden einer anderen Grüninsel den Sichtkontakt verliert und plötzlich nicht mehr weiß, wo sie denn jetzt hinverschwunden ist, lässt sich trotzdem nicht unterdrücken. Bis der Kopf dann plötzlich wieder auftaucht, und aus dem unguten Gefühl die Gewissheit wird, dass man irgendwie doch zu nahe gekommen ist.
In der flirrenden Mittagshitze ist der Anblick von Zebras in weiter Entfernung nichts sehr Verlockendes. Mit etwas Geduld bringt man eine kleine Herde aber dazu, fünfzig Meter vor einem zur Wasserstelle zu gehen und zu trinken: Einfach mit langsamen Bewegungen im Schatten verschwinden, kein Geräusch machen und einfach warten. Trotz Hitze, trotz Fliegen. Dem kleinen Nachwuchs zuschauen, wie er durch die grüne Umgebung des Wasserlochs stolpert, wie ein Tier nach dem anderen Meter für Meter näher kommt, die Jeeppiste kreuzt und schließlich den Kopf zur Wasseroberfläche senkt. Immer mit nervösem Blick in meine Richtung - ich bin vielleicht schlecht zu sehen, aber vergessen haben sie mich sicher nicht. Witziges Detail am Rande: Zebras, die in eine bestimmte Richtung starren, sind ein guter Indikator für Gefahren: Raubtiere, zum Beispiel. Nachdem meine Mitreisenden, zwei Grüninseln weiter hinten, nicht wussten, dass ich es war, der für Unruhe im Tierreich sorgte, waren sie schon etwas nervös. Irgendwas muss da ja sein...
Impalas verhalten sich noch scheuer, da helfen auch noch so langsame Bewegungen nicht: kaum ist man aufgetaucht, verschwinden die Tiere. Ähnlich auch die meterlangen monitor lizards, meistens hört man nur das Platschen im Wasser unterhalb. Dito die Hippos: selten zu sehen, wenn, dann am anderen Flussufer - dafür hört man sie abends und nachts um so deutlicher. Nettes Geräusch.
Während im Westen also alles mögliche herumkrabbelt, präsentiert sich der Fluss meistens relativ ruhig - bis auf Elefanten, denen das flache Wasser und das dichte Gras scheinbar sympathisch ist. Im Laufe des zweiten Vormittags, nach dem frühen Game Drive, taucht ein großer Gast neben den Zelten auf - ein Jeep mit anderen Touristen, deren Guide uns vor den Löwen warnt, die ein Stückchen flussabwärts ein Warzenschwein gerissen haben. Einfach nicht zu weit vom Camp entfernen, ansonsten abwarten.
Während wir also in Zeltnähe herumlungern, redend, schlafend und lesend die Zeit verbringen, beobachten wir zwei große Elefanten. Unser Guide kommentiert das mit dem Hinweis, dass in der vorrangegangen Nacht bereits einige (?) durch das Camp marschiert sind. Wir registrieren das noch etwas ungläubig: wie sollen die denn den Steilhang hochkommen? Am zweiten Tag sind die Elefanten in weiter Entfernung schon zum Frühstück erkennbar, im Laufe des Vormittags kommen sie langsam näher, irgendwann verschwinden sie aus unserem Sichtfeld. Neugierig wie man nun einmal ist, geht man etwas in Richtung verschwundener Tiere. Als sich plötzlich etwas sehr Großes und sehr Graues über die Kante hebt, bleibt mir nur die klassische Reaktion: umdrehen, mit den Händen auf den Elefanten deuten und ein lautes "...äh.. Leute?" in Richtung Camp zu rufen. Fast gleichzeitig folgt das obligatorische "Get in the car, now!" des Guides. Routiniert wollen wir dann natürlich alle durch die rechte Tür ins Auto einsteigen - was natürlich nicht geht, das wäre die Fahrerseite. Hoppla. Trotzdem kommen noch alle rechtzeitig ins Innere, danach bewundern wir dann in aller Ruhe, wie die beiden Elefanten an unserem Mittagessen vorbeiziehen, die Bäume abfressen, unter denen wir gerade nach gestanden haben - und verlassen das Camp dann erst einmal, um die Löwen zu suchen, die noch immer mit dem erlegten Warzenschwein beschäftigt sind.
Bei unserer Rückkehr sind die Elefanten ein Stück weiter gezogen, die Zelte stehen noch - es kann also endlich das Mittagessen serviert werden. Abends gibt es dann zwei extragroße Lagerfeuer, die trotzdem spätnachts doch wieder ausgehen. Und der letzte Gang zum Klohäuschen, mit großer Taschenlampe, hat auch seinen eigenen Reiz - leuchten da hinten Augen?
image by http://al-iksir.blogspot.com
Im Camp ist das anders.
Wie schon geschrieben, hatten wir unsere Zelte in einer kleinen Senke oberhalb des Steilufers zum Great Ruaha River aufgeschlagen, im Schatten eines Baumes. Richtung Osten der Fluss, im Norden freie Sicht flussabwärts, im Süden eine dichte Grüninsel, die die Aussicht flussaufwärts versperrt, sowie im Westen schließlich noch einige Grüninseln in einer staubigen Ebene, in der etwa 100m entfernt und zwei Meter über Zeltniveau eine fast ausgetrocknete Wasserstelle lag.
Westen war also die interessante Richtung, mit dem kleinen Schönheitsfehler, dass man von den Zelten und vom Lagerfeuer aus nicht weit sehen konnte, auf Grund der angesprochenen zwei Meter Höhendifferenz. An den zwei Tagen sollten kurze Wanderungen, manche freiwillig, manche erzwungen (Toiletthäuschen lag ebenfalls bei einer Grüninsel im Westen) immer wieder zu überraschenden Begegnungen mit der örtlichen Fauna sorgen.
Giraffen haben die angenehme Eigenschaft, sich auf Grund ihrer Größe nicht sehr gut verstecken zu können. Wenn man also herumspaziert und plötzlich den Kopf über eine der Buschgruppen ragen sieht, ist man bereits vorgewarnt. Und irgendwie ist es auch niedlich, wenn man von den langbewimperten Augen verfolgt wird. Das ungute Gefühl, wenn sich dann auf die Suche nach einem besseren Aussichtspunkt für ein Foto macht, beim Umrunden einer anderen Grüninsel den Sichtkontakt verliert und plötzlich nicht mehr weiß, wo sie denn jetzt hinverschwunden ist, lässt sich trotzdem nicht unterdrücken. Bis der Kopf dann plötzlich wieder auftaucht, und aus dem unguten Gefühl die Gewissheit wird, dass man irgendwie doch zu nahe gekommen ist.
In der flirrenden Mittagshitze ist der Anblick von Zebras in weiter Entfernung nichts sehr Verlockendes. Mit etwas Geduld bringt man eine kleine Herde aber dazu, fünfzig Meter vor einem zur Wasserstelle zu gehen und zu trinken: Einfach mit langsamen Bewegungen im Schatten verschwinden, kein Geräusch machen und einfach warten. Trotz Hitze, trotz Fliegen. Dem kleinen Nachwuchs zuschauen, wie er durch die grüne Umgebung des Wasserlochs stolpert, wie ein Tier nach dem anderen Meter für Meter näher kommt, die Jeeppiste kreuzt und schließlich den Kopf zur Wasseroberfläche senkt. Immer mit nervösem Blick in meine Richtung - ich bin vielleicht schlecht zu sehen, aber vergessen haben sie mich sicher nicht. Witziges Detail am Rande: Zebras, die in eine bestimmte Richtung starren, sind ein guter Indikator für Gefahren: Raubtiere, zum Beispiel. Nachdem meine Mitreisenden, zwei Grüninseln weiter hinten, nicht wussten, dass ich es war, der für Unruhe im Tierreich sorgte, waren sie schon etwas nervös. Irgendwas muss da ja sein...
Impalas verhalten sich noch scheuer, da helfen auch noch so langsame Bewegungen nicht: kaum ist man aufgetaucht, verschwinden die Tiere. Ähnlich auch die meterlangen monitor lizards, meistens hört man nur das Platschen im Wasser unterhalb. Dito die Hippos: selten zu sehen, wenn, dann am anderen Flussufer - dafür hört man sie abends und nachts um so deutlicher. Nettes Geräusch.
Während im Westen also alles mögliche herumkrabbelt, präsentiert sich der Fluss meistens relativ ruhig - bis auf Elefanten, denen das flache Wasser und das dichte Gras scheinbar sympathisch ist. Im Laufe des zweiten Vormittags, nach dem frühen Game Drive, taucht ein großer Gast neben den Zelten auf - ein Jeep mit anderen Touristen, deren Guide uns vor den Löwen warnt, die ein Stückchen flussabwärts ein Warzenschwein gerissen haben. Einfach nicht zu weit vom Camp entfernen, ansonsten abwarten.
Während wir also in Zeltnähe herumlungern, redend, schlafend und lesend die Zeit verbringen, beobachten wir zwei große Elefanten. Unser Guide kommentiert das mit dem Hinweis, dass in der vorrangegangen Nacht bereits einige (?) durch das Camp marschiert sind. Wir registrieren das noch etwas ungläubig: wie sollen die denn den Steilhang hochkommen? Am zweiten Tag sind die Elefanten in weiter Entfernung schon zum Frühstück erkennbar, im Laufe des Vormittags kommen sie langsam näher, irgendwann verschwinden sie aus unserem Sichtfeld. Neugierig wie man nun einmal ist, geht man etwas in Richtung verschwundener Tiere. Als sich plötzlich etwas sehr Großes und sehr Graues über die Kante hebt, bleibt mir nur die klassische Reaktion: umdrehen, mit den Händen auf den Elefanten deuten und ein lautes "...äh.. Leute?" in Richtung Camp zu rufen. Fast gleichzeitig folgt das obligatorische "Get in the car, now!" des Guides. Routiniert wollen wir dann natürlich alle durch die rechte Tür ins Auto einsteigen - was natürlich nicht geht, das wäre die Fahrerseite. Hoppla. Trotzdem kommen noch alle rechtzeitig ins Innere, danach bewundern wir dann in aller Ruhe, wie die beiden Elefanten an unserem Mittagessen vorbeiziehen, die Bäume abfressen, unter denen wir gerade nach gestanden haben - und verlassen das Camp dann erst einmal, um die Löwen zu suchen, die noch immer mit dem erlegten Warzenschwein beschäftigt sind.
Bei unserer Rückkehr sind die Elefanten ein Stück weiter gezogen, die Zelte stehen noch - es kann also endlich das Mittagessen serviert werden. Abends gibt es dann zwei extragroße Lagerfeuer, die trotzdem spätnachts doch wieder ausgehen. Und der letzte Gang zum Klohäuschen, mit großer Taschenlampe, hat auch seinen eigenen Reiz - leuchten da hinten Augen?
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