Nasse Füße holen
Man kann nicht zwei Mal in den gleichen Fluss steigen.
In den letzten Tagen habe ich immer wieder an eben diesen semiberühmten Satz denken müssen. So gut die paar Worte im Moment auch zum aktuellen Kapitel zu passen scheinen, ursprünglich war der Auslöser eigentlich nie eine erleuchtete Einsicht, sondern etwas an sich ganz Banales: das feucht-klamme Gefühl meiner Zehen in den Socken, wenn ich die letzten Abende das Fahrrad über die letzten Meter schob.
Nach den Erfahrungen der letzten fünfzehn Monate bin ich diesmal alles etwas ruhiger angegangen, im Endeffekt hat auch alles soweit geklappt. Vom allgemeinen Gefühl war es lange immer nur noch ein Auslandsaufenthalt, nichts Aufregendes, nicht diesmal, nur vier Monate. Klassischer Fall von been there, done that, got the t-shirt. Bis ich dann vor einer Wohnungstür stand, die ich ziemlich genau zwei Jahre lang (fast) jederzeit aufsperren konnte, ein Umstand, der sich allerdings etwa fünfzehn Sekunden vorher drastisch verändert hatte. Keine Schlüssel, keine Wohnung. Nicht mehr.
Selbst wenn man dann kurz ein paar Erinnerungen aus der Zeit Revue passieren lässt, bleibt einem im Endeffekt nicht viel zu tun übrig: mit den Schultern zucken, den Lichtern hinter den Vorhängen zusehen und dann so zu gehen, wie man vor einiger Zeit gekommen ist: mit Taschen bepackt. Aber älter.
Am Flughafen habe ich es dann zum ersten Mal geschafft, aufgerufen zu werden. Vielleicht vor lauter Routine („dauert doch sowieso immer alles länger“), vielleicht wegen der Verabschiedung („noch einmal kurz drücken“), vielleicht auch wegen der seit Monaten stehenden Armbanduhr (die nach der Landung plötzlich wieder lief). Meine Jacke hat mich dann irgendwo über Deutschland wieder eingeholt, die ist bei der ganzen Aufregung vorher natürlich auch noch bei der Security liegen geblieben. Was hat sich die Stewardess über mich gefreut...
In den Niederlanden selbst lief schließlich fast alles wie am Schnürchen, bis auf das kleine Detail, dass der Burger King am Schiphol Salate offenbar ohne Besteck verkauft. Vermutlich gäbe es irgendwo ein Plätzchen mit einem mehr als umfangreichen Vorrat, wenn man diesen aber ignoriert, sitzt man schließlich einige Bahnstationen weiter bestecklos vor einem Haufen grüner Blätter und schüttelt resigniert den Kopf. Für Ärger hat es nicht gereicht.
Langsam wurde dann auch klarer, dass hier definitiv nicht Ifakara 2 stattfinden wird, eine Erkenntnis, die nur langsam den Weg von der mentalen Schublade den eigentlich bekannt-offensichtlichen Informationen in die bewusst realisierte Ecke schafft. Eine Unterkunft im Wald, mit Vögeln, Eichhörnchen und Bäumen rundherum – wie es halt im Wald so ist. Meine Zimmer, hübsch dekoriert, inklusive kleiner Bibliothek, sogar mit Ulysses. Mein Weg zur Uni, gar nicht so weit, wenn man ihn fit und ohne Fieber und Husten zurück legen kann. Das Department auf der Uni, wieder ohne Molekularbiologen, aber (?) sehr freundlich.
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