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29.6.06

Der Kümmelonkel und seine Verwandtschaft

Von Zeit zu Zeit landen Buchstaben an Stellen, an denen sie nichts verloren haben - oder sie verschwinden aus Wörtern, unentschuldigterweise. Natürlich freut man sich dann, wenn darauf hingewiesen wird und die kleinen Missgeschicke ausbessern werden können. Falls daraufhin leichter Ärger aufkommen sollte, lässt sich damit leichter umgehen, wenn man sich in illustrer Gesellschaft weiß. Das Wort "gut" als linker Nachbar von "Gesellschaft" habe ich mir verkniffen - nichts gegen die Welt oder die TAZ, aber die "BILD" verdient diese Bezeichnung wirklich nicht.
Wenn man sich dann anschaut, wie man das Wort richtig schreibt - Überraschung - "Dilettant", findet man so allerlei nützliche Informationen. Nicht alles ist sachdienlich, aber meist ist zumindest ein gewisser Unterhaltungswert vorhanden. So findet man zum Beispiel die Information, dass als Kollokationen oft die Wörter "Landesgerichtsrat" oder auch "Viva-Moderator" und "Comedy-Street" auftauchen. Interessant - aber auch Personalchefs und Regisseure scheinen in den analysierten Schriftstücken oft nicht allzugut wegzukommen. Aber halt - Dilettant wurde ja erst in der Neuzeit eher negativ besetzt, vielleicht finden wir unter den zahlreichen Synonymen - Achtung, Luft holen: Analphabet, Banause, Besserwisser, Kurpfuscher, Laie, Nichtfachmann, Nichtskönner, Nichtswisser, Pfuscher, Quacksalber, Stümper noch eine positive Note. Nunja, wohl eher nicht. Wahrscheinlich hätte schon die Einordnung in die Dornseiff-Bedeutungsgruppe 9.51 einen Hinweis darauf geben sollen. Dort findet sich, neben dem Dilettant, eine Reihe von Typen, die man besser nicht als Handwerker anstellen sollte: Anfänger, Dilettant, Grünschnabel, Laie, Landpomeranze, Nichtskönner, Pechvogel, Schmierer, Schuster, Simpel, Stümper, blutiger Anfänger. Was sie gemeinsam haben? Sie sind allesamt "ungeschickt".
Und was sagt uns das jetzt über das erstaunlich häufige Auftreten von "Ed Wood" in der Nähe des Wortes Dilettant? Nichts Gutes, genau - er ist vermutlich auch der Grund für die Quervernetzung mit dem Filmbusiness. Moment - wer ist eigentlich Ed Wood? Das wäre der Typ, der für Plan 9 from 'Outer' 'Space' verantwortlich zeichnete - und damit ist dann auch erklärt, warum ich aus einem Tippfehler überhaupt einen Blogeintrag gebastelt habe. Wenn man mit der Nase schon so deutlich auf die allgemeine Vernetzung von allem mit allem gestoßen wird... Um jetzt noch einmal im digitalen Sprachbaukasten aus Leipzig zu kramern: aus den erwähnten Wörtern lässt sich leicht eine - wenige nette - Beschreibung basteln : der 'schlechteste' 'Regisseur', der vermutlich auch die 'schlechtesten' 'Filme' gedreht hat, die jemals im 'Kino' gelaufen sind. 'Trash' eben. Der Arme - wie fühlt es sich wohl an, wenn man quasi als Synonym für einen Dilettanten herhalten muss? Am Rande: ich mochte Plan 9.
Mein Beileid geht an dieser Stelle auch an Simon Gosejohann, der in der deutschen Presse scheinbar ebenfalls nicht sehr gut weggekommen ist - weder in der 'comedy-street' noch als 'Viva-Moderator'. Sorry.
Was lernen wir daraus? Nicht viel - aber eine Kleinigkeit kann man doch mitnehmen: nur weil die Dilletante schon mehrmals Herrn Google vorgestellt wurde, heißt das noch lange nicht, dass es auch den Kümmelonkel gibt. Da hätte die Rationalitätspolizei einmal einschreiten sollen - auch wenn sie bisher nur von der Zeit (und jetzt von mir) online erwähnt wurde.

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