open fragments

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31.3.07

Kulinarisches

Vor meiner Abreise wurde ich noch eindrücklich gewarnt: gerüchteweise verdankt die örtliche Bevölkerung ihre pausbäckigen Wangen den ganzen Milchprodukten, speziell dem fettigen Käse. Vorurteile hin oder her, ich habe das Käseregal im örtlichen Supermarkt erst einmal mit Misstrauen gemustert. Nachdem ich die Beschriftungen mit etwas Phantasie dann entziffert hatte, durfte ich feststellen, dass zweistellige Angaben auf der Packung nicht etwa den Fettgehalt, sondern die Reifezeit angeben können. Wenn nicht gleich die Äquivalente von „alt“ oder „jung“ abgedruckt sind. Drei- oder viermal der gleiche Käse, nur unterschiedlich lange gereift – seltsame Sitten. Überhaupt – die Regalmeter an Käse sind ungleich länger als zu Hause, was sich dann übergangslos bei den anderen Milchprodukten fortsetzt. Mit dem heutigen Einkauf habe ich endlich meinen Streifzug durch das Puddingsortiment (Vanille-, Schokolade-, Himbeerpudding, Grießpudding (Mandeltöne mit Vanille), Bittermandel-irgendwas-Creme-Pudding sowie einen komischer Pudding mit Bröckerln) durch – und das waren eigentlich weniger verschiedene Geschmacksrichtungen, als viel mehr verschiedene Basisrezepte. Also Stärke, Gelatine, sonstwas...

An das Vla-Angebot taste ich mich erst zögerlich heran, dunkle Schokolade und Karamel waren bisher am vielversprechensten, Zitrone war nur in Kombination mit Schokolade genießbar. Was Vla ist? Eine Art cremeartiger Pudding mit kompliziertem Rezept (Eier?), in allen möglichen Geschmacksrichtungen, angeboten in Tetrapacks mit bis zu einem Liter Inhalt und erstaunlich lange haltbar.
Als besonderer Stolperstein hatte sich dann auch noch der Plastikbecherbereich entpuppt: Joghurt im Becher – check. Schlagobers im Becher – check. Dass man als unerfahrener Einkäufer auch plötzlich Vollmilch im 250ml Becher im roten Einkaufskorb liegen haben kann, muss man erst einmal wissen. Ich ließ das suspekte Produkt erst einmal links liegen, als ich beim Lunch eines weiteren Bechers ansichtig wurde, fragte ich nach – und bekam die erstaunte Gegenfrage, wie man seine Milch sonst trinken soll. Gar nicht, war meine ebenso spontane wie unverstandene Antwort. Andere Länder...

30.3.07

besondere Anlässe



Auf dem Foto sind eigentlich nur vier Dinge zu sehen, und alle sind aus einem ganz speziellen Grund da: um von den Menschen gesehen zu werden, die dafür gesorgt haben, dass ich sie bekommen habe. Und um nach gebührend langer Zeit zu erwähnen, dass sie sich immer noch in meiner Nähe befinden. Ja, die Box enthält immer noch die gleichen Dinge, die vor eineinhalb Jahren dort hineingelegt wurden, das Buch füllt sich langsam, der kleine Plüschkollege schaut mich immer noch aus braunen Augen an – und so einen schönen Strand habe ich seitdem auch nicht mehr gesehen. Kaum zu glauben, dass das erst ein Jahr her ist...

Danke!

26.3.07

Chaussee mit Baum

25.3.07

..dei hohe Zeit...

Vor einigen Tagen ist mir meine Nachmieterin über den Weg gelaufen. Gut, streng genommen hat sie einfach an meiner ehemaligen Arbeitsstelle angefangen und vor einigen Wochen mein Haus übernommen, das mit dem überfluteten Innenhof und dem teilweise etwas dümmlichen Kleingetier. Das witzige Detail an der Sache: sie ist Australierin.
Als Österreicher im Ausland ist man es relativ bald gewohnt, dass die Antwort auf die Frage nach der Herkunft immer eine Zwillingsantwort erfordert. „I'm from Austria.“ ist quasi mit dem Satz „No, not Australia. The one in Europe...“ verwachsen, getrennt voneinander nur durch ein verständnisvoll nickend vorgetragenes „Oh, Australia“. In Ifakara gab ich irgendwann, einige Wochen vor meiner Abreise, einfach auf und habe selbst auch nur noch genickt. Austria, Australia – alles das gleiche.

Als mir meine Nachmieterin von ihren ersten Afrikaerfahrungen erzählte, war ich zuerst etwas verwundert, und musste dann lachen: Sie hat tatsächlich das gleiche Problem, nur umgekehrt. „Ah, Austria, Europe. Then you must know the guy who lived here before, he is from there too.“ Offenbar habe ich doch einige Spuren hinterlassen.

Ansonsten? Im Innenhof steht immer noch regelmäßig das Wasser, der Strom fällt immer noch aus und ja, auch sie will in der Küche ein zusätzliches Regal haben. Bei mir hat das in sechs Monaten nicht geklappt, ich bin gespannt.

12.3.07

aus der Reihe

Normalerweise verkneife ich es mir ja, großartig an meinen Fotos herum zu spielen. Von RAW/NEF-Anpassungen und ähnlichem abgesehen, ändere ich meist nur Kleinigkeiten - bei dem Bild hatte es sich aber irgendwie anders ergeben. Ja, wir sind inzwischen von Krokussen auf Narzissen umgestiegen, dem Frühling sei es gedankt.

Süßwasserimpressionen

Vom Unigebäude aus kann man, wie ich euch feststellen durfte, einfach geradeaus zum Rhein fahren. Horizontal gesehen. Als letztes Hindernis muss dann noch vertikalerweise der Deich überquert werden.





Nachdem mich mein erster Versuch offenbar an das von einem kleinen Hafen und der Industrie übernommene Ufer geführt hatte, schaffe ich es auf den dritten Versuch doch noch auf die kleine Halbinsel/Deich/..., die mich ursprünglich angelockt hatte. Der Vollständigkeit halber: der zweite Versuche endete bei einigen Bauernhöfen, die man auf kleinen Hügeln (Flusshallig?) im Überschwemmungsgebiet gebaut hatte. Hübsche Pferde, aber zu viele andere Leute.



Überhaupt, man merkt deutlich, dass es einer der ersten warmen Sonntage des Jahres ist. Auf den Straßen tummeln sich Motorradfahrer (die mich nicht grüßen), auf dem Wasser die Segler (die mich teilweise grüßen). Offenbar errege ich, wie ich mit Kamera, Notizblock und gezücktem Stift auf dem Steg herumlungere, genug Aufmerksamkeit, um ein kurzes, „Hoi“-begleitetes Winken zu rechtfertigen.





Die Ruderer dagegen kommunizieren anders. Lauter, vor allem. Ich hätte das nie für einen derart kommunikativen Sport gehalten, aber doch: schon von weitem kündigen sich vor allem die 4+1er Boote an. Dank akustischer Hilfe werden Rhythmus und Schlagzahl gehalten, erst viel später dringt dann das Rauschen des Rumpfs und das Platschen der Ruder durch, wenn dann doch einmal jemand aus dem Takt kommt. Überhaupt: je mehr Boote, je enger beisammen und je näher an den Zuschauern beim Hafen, desto lauter wird es. Nicht zwangsläufig schneller, am zumindest lauter.
Die Segler dagegen sind ein Ausbund an Ruhe, von gelegentlich knatterndem Stoff bei einer Wende abgesehen: Übertroffen wird die Gelassenheit nur noch von dem Angler schräg vor mir, aus dessen Richtung ab und zu verdächtig riechende Rauchschwaden in meine Richtung ziehen.
Mein kurzer Versuch, direkt hier am Steg auf dem Laptop zu arbeiten, erheitert offenbar die Passanten (sowohl zu Lande wie zu Wasser) und führt dann zur Erkenntnis, dass die Webcam mit so viel Sonnenlicht definitiv nicht zurecht kommt. Während ich ihn wieder wegpacke, fängt es beim Angler mal wieder zu bimmeln an. Ein Glöckchen an seiner Angel, allerdings zieht er mal wieder nichts aus dem Wasser.
Mit ähnlicher Regelmäßigkeit wie das Gebimmel ziehen auch die Ruderer vorbei, inzwischen habe ich mindestens 8 verschiedene Crews (in lokaler & englischer Sprache betreut) gesehen, auf mindestens 4 verschiedenen Booten. Und als dritte Konstante werden ich regelmäßig von den Hunden der Spaziergänger besucht, vom Schoßhund bis zum Zwergbär. Schon erstaunlich, mit welcher Begeisterung die sich ins doch eher kalte Nass werfen, um dann zig Meter zu laufen, um sich genau neben mir schütteln zu können. Oder um mich zu begrüßen, meinen Rucksack aufzufressen oder mich einfach nur anzuwedeln, bis es dem jeweiligen Herrchen/Frauchen suspekt wird, was ich mit ihren Tierchen anstelle. Die örtlichen Enten quittieren die kurzen Canideninvasionen in ihren Lebensraum dagegen meist nur mit einigen Flügelschlägen und wenig motiviertem Protestgequake, um sich dann bei mir, zum Trost, einige Brösel Müsliriegel zu holen.





Inzwischen war ein Bimmeln des Anglers Angel doch von Gezappel an der Leine begleitet. Bevor ich verschwinde, schaue ich ihm noch zu, wie er den Fisch wieder ins Wasser verfrachtet. Und wenn wir schon wieder bei Tieren sind: Auf den Weiden rennen (oder liegen) jede Menge große, kugelige Wattebauschen herum, umkreist von den kleinen Nachwuchsbäuschchen. Mal schauen, wie viele davon Ostern überleben werden.



Und als Abschluss noch ein kleiner Schnappschuss meiner beiden Räder:

3.3.07

Contributing to the quality of life!

Wenn man aus einer Stadt kommt, die sich den Lebenswissenschaften, wie es heutzutage so schön heißt, gegenüber etwas schizophren zeigt, wundert man sich über vieles. Ich erinnere mich immer noch dann an die Biotechhauptstadt, die gleichzeitg gentechnikfrei sein sollte. Oder an das kleine Geschäft nebenan, das für eine Woche mit exponierter Schaufensterbemalung und diversen Schildern genfreie Lebensmittel feilbot. Nach Ablauf der Woche stand plötzlich überall noch klein ein „-Technik“ dabei. Damals habe ich die minimale, aber definitiv notwendige Änderung der Werbelinie noch als ein zögerndes Aufflackern von Vernunft gesehen – vielleicht hat der Besitzer tatsächlich den Unterschied verstanden. Inzwischen bin ich mir nicht mehr ganz so sicher, ob es wirklich etwas ändert.
Was finde ich dagegen hier? Schon auf der Ortstafel lacht einem das „city of life sciences“-Motto entgegen. Auf Englisch – Let's talk about zweisprachige Ortstafeln, shall we? - wohlgemerkt, genauso wie auch auf dem Stadtplan. Selbst das Institut ist zweisprachig angeschrieben, große Buchstaben in der selben Größe wie die niederländische Beschriftung – schöne halbmetergroße Buchstaben.
Auf einige zehntausend Bewohner kommen etwa 7000 Studenten, laut offizieller Auskunft aus rund 100 Staaten. Dazu hat die Universität ein Leitbild, das über das laute „wir wollen eine Eliteuni sein“-Geschreie gewisser Wiener Insitute (und Politiker) weit hinaus geht, und einen ganz neuen Blick auf das Phänomen ausländischer Studenten wirft. Hat schon einmal jemand in Texten zur Universität Wien gesehen, dass man damit wirbt, viele ausländische Studenten zu haben? Oder gar einen Politiker? Ich wäre überrascht, lasse mich aber gerne eines Besseren belehren.
Als ich vor einigen Wochen bei der Studentenregistrierung war, habe ich als erstes eine quietschgrüne (anders kann man die Farbe nicht beschreiben) Umhängetasche erhalten, gefüllt mit allerlei mehr oder weniger nützlichen Sachen. Ich zitiere hier jetzt von der Rückseite des zweisprachigen (...) Stadtplans:

'Improve the qality of life'. This is the mission that Wageningen University and Research Centre is committed to fulfilling. Our more than 7000 employees and 8500 students from 93 countries are dedicated to protecting nature and the environment. They breathe new life into the food and agriculture industry. Our strenght lies not only in our research. By combining the resources of a university, a polytechnic and specialised institutes into one centre of knowledge, we are also able to translate the results of our research into innovation and education. The quality of this method is revealed by our leading score in the top-5 of the worldwide citation indexes in our specialised field. We seek practical solutions based on high-quality technology. Guided by a commitment to society that does not stop at national borders. This is what sets the Wageningen approach apart.


Zugegebenermaßen, das Augenmerk scheint hier nicht dezidiert auf Grundlagenforschung oder den so oft diskutierten Orchideenstudien zu liegen (wobei ich hier jetzt eine Lanze für das Studium der Finno-Ugristik in Wien brechen muss), aber der wissenschaftliche Output ist trotzdem mehr als beachtlich. Als Molekularbiologe kann ich bei der Erklärung von manchen Experimenten nur fasziniert zuhören, wenn jemand über das Kurz- und Langzeitgedächtnis von Schlupfwespen spricht, und darüber, dass manche auch noch ein Übergangsgedächtnis dazwischen haben. Oder eben nicht. Keine Ahnung, ob man so etwas praktisch anwenden kann.
Außerdem ist es definitiv nett, einmal in einem Institut zu arbeiten, an dem man am Arbeitsplatz von einem Schmetterling begrüßt wird, auch wenn er nur den Kollegen nebenan ausgekommen ist. So ein Kohlweißling am Thinkpad ist ziemlich dekorativ. Bei der täglichen Radtour laufen mir außerdem regelmäßig kleine Osterhasen-im-Training über den Weg, und überhaupt: dass man in einer Stadt wirklich jedes Gebäude (nach bisherigen Tests) per pedes auf einem eigenen Weg/Spur abseits der Hauptstraßen erreichen kann, ist mehr als beachtlich.

Und wehe irgendein Scherzkeks schreibt in den Kommentaren, dass ich halt auf die BOKU hätte gehen sollen. Ich will ja kein Gärtner werden.

Nachdem das gesagt ist: wenn ich mir jetzt eine Schaufel schnappe und draußen ein Loch grabe, ist das kein Widerspruch zum letzten Absatz, sondern der Versuch, mir ein Versteck zu graben – es kann nicht lange dauern, bis die ersten BokuianerInnen hier auftauchen. Mit ihren Motorsägen und Mistgabeln.

Oops.