open fragments

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30.9.06

Knapp daneben

Irgendwie ist es ein seltsames Gefühl. Fast sieben Monate lang weiß man, dass man Ende September wieder in Wien sein wird. Mitten im Herbst, vielleicht noch ein paar schöne Sonnentage genießen. Dann kommt etwas dazwischen, Arbeit, Besuche aus den Parnerunis, Leute, für die die erbrachte Arbeit von Interesse ist.
Ein paar Tage bevor es endgültig Richtung Dar, London und Wien geht, dann die Entscheidung, noch zu bleiben. Eigentlich hätte schon alles gepackt sein sollen.
Sich noch einmal um ein Visa bemühen. Drei weitere Wochen hier bleiben, allen erklären, dass man doch nicht geht oder kommt, warum. Gelächter hier, Verwunderung dort.
Ein Aufschub vor dem Wiener Alltag, ein Hinauszögern des österreichischen (Luxus)Lebens.

Gestern abend hätte ich in Wien aus dem Flugzeug steigen sollen. Stattdessen sitze ich hier, höre die Klimaanlage rauschen. Und sehe die Sterne, durchs Fenster.

29.9.06

angeknackst


Fangen wir mit den anatomischen Grundlagen an. Das ganz links oben ist ein Daumen, darunter und daneben eine stattliche Anzahl weiterer Finger- und Handknochen. Danach dann die Enden oder Anfänge von Elle und Speiche. Richtig, das ist ein Röntgenbild einer rechten Hand. Meiner rechten Hand, leider.
Wer ganz genau schaut, erkennt das Problem - man richte das Augenmerk auf den Radius.
Richtig, gebrochen.
Das ganze ist (peinlicherweise? witzigerweise?) etwa zwanzig Meter vor dem Eingang zum Kilimanjaro National Park passiert, im wesentlichen eine ungünstige Kombination aus betoniertem Abwassergraben, meinen Fotografieambitionen und einer schlecht betonierten Einfassung eben jenes Grabens. Kurz gesagt: ich bin hineingefallen, weil ein Stein unter mir nachgegeben hat. Irgendwie habe ich es geschafft, mich mit der rechten Hand (trotz Kamera) halbwegs ordentlich abzustützen (Aikidotrainer wäre vermutlich nicht begeistert, aber zumindest nicht enttäuscht): ich schürfe mir nur den Unterarm etwas auf und ernte einen vernichtenden Blick vom Wachmann, der direkt neben mir stand. Dumme Touristen. Sowas will auf den Berg?
In den nächsten Tagen schwoll das Handgelenk dann leicht an, bei manchen Belastungen (Wanderstöcke) schmerzte es etwas. Nichts Tragisches, angesichts des Sturzes.
Nach drei Wochen kam ich dann nach Ifakara zurück, hatte immer noch leichte Probleme bei Drehbewegungen, frage also nach ärztlichem Rat. Am nächsten Tag dann zum Röntgen, etwas später darf ich mich über einen Gips freuen. Zum Glück nur für zwei Wochen.





Beim Arbeiten am Laptop ist das Ding natürlich mehr als lästig, praktischerweise vergessen die Kinder rundherum vor lauter Starren auf die Mzungu! Mzungu! Rufe. Detail am Rande - ein Röntgen kostet 2500TSH, ein Gips 2000TSH - zusammen also gut 3€.

28.9.06

was man nicht alles verpasst

Der Standard informiert:

Noch ist die Bühne leer, nur gegenüber spielt die Bauernmusikkapelle St. Georgen auf - und auf der Hauptstraße warten ein paar junge Leute mit roten Luftballons auf das Spektakel. Mit roten? Die sind doch von der SPÖ! Und in zehn Minuten soll der Kanzler da sein! Es wäre blamabel, wenn da alles rot wäre.

"Also: Raus mit den Luftballons, ich will alles gelb sehen", ruft ein Mann in der Tiefe des Hausflurs der Wahlwerkstätte, und gut 20 junge Leute in den gelben Wahlkampfjacken der ÖVP kommen mit Bündeln von gelben Luftballons heraus. Jetzt geht es um die Eroberung der Straße - Luftballon um Luftballon.
So weit, so gut - Wahlkampf eben. Aber das echte Highlight folgt erst:
Da wird mit Kindern gehandelt ("Du kriegst zwei gelbe, aber nur, wenn Du den roten fliegen lässt")...
Da hat ein Wahlhelfer wohl das Prinzip hinter Wahlversprechen verstanden.

21.9.06

Kein Kreuzchen?

Ein kleines Update zu einem etwa zwei Monate alten Eintrag.
Damals hatte ich eine Email an die österreichischen Behörden geschickt, mit der Bitte um Übersendung einer Wahlkarte. Bis heute herrscht gähnende Leere im Postkästchen. So langsam steigt die Gewissheit, dass ich wohl um eines meiner Grundrechte betrogen werde. Frechheit.
Als Bonus hätte ich vermutlich selbst mit Wahlkarte nicht wählen können: es ist kein einziger österreichischer Staatsbürger im näheren Umfeld zu finden, also könnte auch niemand meine Wahlentscheidung beglaubigen. Der damals erwähnte Tipp, einfach ins Konsulat zu gehen, ist auch mehr gut gemeint als in der Praxis wirklich anwendbar, vier überflüssige Tage für einen kleinen Dar-Ausflug habe ich im Moment nicht.
Zumindest kann ich mir jetzt die Wahlberichterstattung relaxt zu Gemüte führen - und mich nachher vier Jahre lang darauf hinausreden, dass ich nicht für die Regierung (wie auch immer sie dann ausschauen mag) verantwortlich bin. Tja.

19.9.06

Countdown


Das obige Bild möge dafür stehen, was ich hier im Blog in den nächsten Tagen und Wochen veranstalten werde – verzögerte Urlaubsberichterstattung. Während die Pappkameraden sich langsam über den Postweg im Norden verteilen, kümmere ich mich um mein digitales Archiv, bearbeite die "Negative" und versuche nicht zu vergessen, was dazu sonst noch zu sagen wäre. Ein kurzer, schweifender Blick über die ersten Anstrengungen der letzten Nacht zeigt einige vielversprechende Bilder – allerdings stehen einer allzu umfangreichen Bildgalerie im Moment drei wesentliche Dinge im Wege.
Einerseits die Arbeit – der praktisch-handfeste Teil ist inzwischen weitgehend unter Kontrolle (*klopf*), dagegen liegt die theoretische Aufarbeitung in weiten Teilen noch vor mir. Protokolle schreibt man nach etwa zehn Jahren in diversen Laboren relativ zügig, wenn aber erstmals die inhaltsleere, aber immerhin strukturierte Vorlage für ein paper vor einem liegt, fragt man sich doch, was man jetzt eigentlich machen soll. Schreiben?
Als nächtstes wäre dann noch die Organisation. Der Titel bezieht sich nicht nur auf den Beginn der Reiseaufarbeitung, sondern auch auf das absehbare Ende meines Aufenthalts hier. Formell geplant wäre mein Rückflug für den 29.9 (10 Tage, wow) – allerdings leite ich gerade alle notwendigen Maßnahmen ein, um eventuell noch bis Mitte Oktober im Lande bleiben zu können. Siehe oben: "weitgehend", aber noch nicht ganz in trockenen Tüchern.
Und schlussendlich muss bei vielen Fotos auch auf die Wünsche meines Gastes Rücksicht genommen werden – schade eigentlich, aber aus mysteriösen Gründen steht bei vielen Bildern jemand irgendwie im Weg herum. Wärst du schneller gelaufen...

18.9.06

Stolpernde, erste Schritte

Ein kurzer Nachtrag zum letzten Eintrag: bereits eine Stunde nachdem ich ihn veröffentlicht hatte, war er bereits überholt. Mein Gast ist nicht wie geplant abgeflogen, sondern durfte noch eine Nacht im besten Hotel in Dar verbringen. Angenehmerweise hat mir das einerseits das erste heiße Vollbad seit einem halben Jahr sowie die ersten gefönten Haare seit drei Monaten beschert, andererseits und, eher unangenehmerweise, wurde dadurch aber natürlich ihr Reiseplan nichtig. Heute Mittag mussten die Passagiere immer noch am Flughafen warten - ich werde eventuelle Neuigkeiten aber natürlich weiterleiten.

Die Butter war nach etwa zehn Stunden im winterlich-heißen Zugabteil (30°+) flüssig, zum Glück aber brauchbar verpackt, den Käse habe ich noch nicht genauer angeschaut. Ist vermutlich auch besser so.

17.9.06

Schrittweise Rueckkehr

Wieder einmal sitze ich in Dar es Salaam, warte auf die Abfahrt eines Zuges. Mein Gast ist verabschiedet und inzwischen vermutlich in den UAE, ich dagegen habe mich mit frischen Lebensmitteln eingedeckt und hoffe, dass sie bis morgen Abend nicht verderben. Die Umstellung vom frischen Zanzibari Food (Fisch ahoi) und der zumindest ansatzweise differenzierten Esskultur in den diversen besuchten Restaurants auf unseren Zwischenstopps wird ohnehin schwer, mit etwas Butter, Kaese und, a newly acquired taste, Marmite lassen sich die letzten Wochen leichter ueberbruecken. Pizza, hmm. Kaese, Butter - haelt das ungekuehlt lange genug?
Die drei Wochen Safari sind schnell vergangen, von staubigen Ebenen ueber Landschaften mit Huegeln bis zum tuerkisen Salzwasser mit schneeweissem Rand. Morgen geht es dann wieder in den Westen. Wie lange? Zumindest zwei Wochen lang, eventuell sogar noch etwas laenger. In den naechsten Wochen sollte hier einiges auftauchen - bei etwa 2GB Rohdaten auf diversen Speicherkarten sollten zumindest ein paar brauchbare Schnappschuesse dabei sein.